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Ratepay Retailtalk: Digitale Zahlungstrends im
E-Commerce 2024

Die wichtigsten Global Payment Trends

Am 15. November 2023 fand in unserem Headquarter in Berlin-Kreuzberg der Ratepay Retail Talk zum Thema „Digitale Zahlungstrends im E-Commerce“ statt. Zu Gast waren hochkarätige Vertreter aus der E-Commerce-, Payment- und Consulting-Branche:

 

ratepay retail talk speakers zu payment trends 2024

Moderiert wurde die Veranstaltung von unserem CCO Denny Morawiak.

Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, welche innovative Zahlungstechnologien sich 2023 im E-Commerce entwickelt haben und welche Prognosen man – davon ausgehend – für das Jahr 2024 treffen kann. Vor dem Hintergrund krisenbedingter Verunsicherungen, wie sie durch die Pandemie, geopolitische Entwicklungen oder die Inflation entstanden sind, ging es vor allem um diese Themen:

  • Instant Payment
  • Digitales Zentralbankgeld
  • Risk und Compliance (Regulierung)
  • Unified Commerce
  • Embedded Finance
  • Open Banking
  • Künstliche Intelligenz
  • Kryptowährungen

In diesem Journal-Artikel wollen wir den spannenden Talk nachzeichnen. Für alle, die das ganze Gespräch sehen möchten, gibt es hier das Video vom Ratepay Retail Talk.

Entwicklung der Makro-Ökonomie und im Finanzsektor

Zu Beginn der Diskussion über neue Zahlungsmethoden im E-Commerce stand die krisenbedingte Verunsicherung auf Seiten der Verbraucher:innen sowie ihre Auswirkungen auf die makroökonomischen Entwicklungen in Deutschland: Der Consumer Sentiment Index vom IFO-Institut hatte im Oktober 2022 einen sehr niedrigen Stand. Das war kurz vor dem hereinbrechenden Winter, als viele Verbraucher:innen große Sorge vor hohen Energiepreisen hatten. Zwar konnte sich der Consumer Sentiment Index seit Anfang 2023 wieder etwas erholen – seit Sommer diesen Jahres ist jedoch erneut ein Abstieg zu verzeichnen.

Kurz: Die Verbraucher:innen sind weiterhin vorsichtig, wenn es ums Einkaufen und Konsumieren geht – auch beim Online-Shopping. Doch wie geht diese Entwicklung weiter? Wie lange hält diese Vorsicht noch an und wann werden wieder Kauflaune und Konsumfreudigkeit ins deutsche E-Commerce zurückkehren?

Markus Ampenberger beim retail talk zu payment trends

Markus Ampenberger antwortet, dass wir nicht nur in herausfordernden Zeiten leben, sondern in einer Zeit multipler Krisen: die Covid-Pandemie, der Zusammenbruch von Lieferketten, andauernde geopolitische Konflikte, Inflation und Rezession seien nur die wichtigsten Beispiele.

So hat der deutsche Sachverständigenrat für das Jahr 2023 eine Inflation von 6 % errechnet und nennt eine BIP-Wachstumsrate von -0,4 %. Für nächstes Jahr ist zwar ein moderates BIP-Wachstum von 0,5 bis 1 % zu erwarten. Dennoch leiden die Verbraucher:innen weiterhin unter hohen Energiepreisen und Mietkosten sowie stark gestiegenen Lebensmittelpreisen.

Doch auch Unternehmen und Händler:innen sind laut Markus verunsichert, wenn es um Budgetplanungen und Investitionsentscheidungen in neue Online- und Offline-Infrastruktur geht. Diese Unsicherheiten werden durch die dramatischen Veränderungen im Zinsumfeld weiter geschürt: Bislang übliche Zinssätze von bis zu 0 % oder sogar im Negativbereich sind einem Zinsniveau von 4-5 % gewichen und werden voraussichtlich auch in den kommenden Jahren auf diesem Level stagnieren. Auch für Unternehmen und Händler:innen gibt es also gute Gründe, zunächst mit Vorsicht ins Jahr 2024 zu gehen.

Auf der anderen Seite haben viele Unternehmen eindrucksvoll bewiesen, dass man gerade in Krisenzeiten gewinnen kann – gemäß dem Bonmot, das vom einstigen britischen Premierminister Winston Churchill stammen soll: „Never waste a good crisis.“ Und zwar durch das Angebot von Services und Produkten, mit denen einerseits Verbraucher:innen in unsicheren Zeiten mehr Kontrolle und Sicherheit bekommen und andererseits Unternehmen sich transformieren und skalieren können, um gezielt auf die Krise zu reagieren.

Sicherheit in Krisenzeiten: Mit innovativen Zahlungslösungen

So erklärt Thomas Pinter, dass das Echtzeit-Zahlungsnetzwerk von Volt in den letzten Jahren vielen Verbraucher:innen geholfen habe, einen zuverlässigen Überblick über ihr Bankkonto zu behalten. Diese Sicherheit beim Finanzmanagement sei den Verbraucher:innen in Krisenzeiten noch wichtiger als sonst, weil es in einem deutlichen Kontrast zum eher unübersichtlichen Finanzmanagement mit Kreditkarten steht, von dem sich die Verbraucher:innen laut Thomas immer mehr abgewandt haben. So hat das Zahlungsnetzwerk von Volt gerade in Krisenzeiten großen Zuspruch gefunden und Volt freut sich auch für das Jahr 2024 auf weiteres Wachstum.

thomas pinter beim retail talk zu payment trends

Auch Hella Fuhrmann erklärt, wie Adyen mit seinen innovativen Zahlungslösungen und Services vielen Händler:innen helfen konnte, um ihr Geschäftsmodell während der Pandemie schnell zu skalieren: Viele Point-of-Sale-Transaktionen hatten sich während der Pandemie in Richtung Online-Transaktionen verschoben. Adyen konnte seinen Kund:innen dabei helfen, die neuen Transaktionsvolumina unter Kontrolle zu bringen. Aber auch bisherige Point-of-Sale-only-Händler:innen (also alle, die bislang ausschließlich Ladengeschäfte unterhielten) mussten ihre Transition ins E-Commerce schnell durchführen, um während der Lockdowns wettbewerbsfähig zu bleiben. Mit einem starken Payment Service Provider wie Adyen an ihrer Seite konnten sie ihre Produkte und Services schnell ins Internet bringen. Das hat vielen Kund:innen Sicherheit und Stabilität gegeben.

hella fuhrmann beim retail talk zu payment trends

Diese Beispiele zeigen: Innovative Zahlungslösungen sind ein wichtiger Faktor im E-Commerce, die zwar nicht speziell für Krisenzeiten entwickelt wurden, aber gerade in diesen Zeiten zu sehr wertvollen Instrumenten für Sicherheit und Zukunftsfähigkeit werden können. Schauen wir uns deshalb an, welche Payment-Trends im kommenden Jahr zu erwarten sind und ob sie genau diese Qualitäten haben werden.

Bevor die Talk-Runde die einzelnen innovativen Zahlungslösungen für das kommende Jahr genauer unter die Lupe nimmt, weist Markus auf den von der BCG einmal im Jahr veröffentlichten Global Payments Report hin:

Im aktuellen Report für das Jahr 2022 identifizierte die Boston Consulting Group für die Payment-Industrie einen globalen Umsatz von 1,6 Billionen US-Dollar (davon macht Europa ungefähr 214 Milliarden aus). Weiterhin gab es in den letzten 5 Jahren 8 % Wachstum pro Jahr. Bis 2027 wird ein globaler Umsatz von bis zu 2,2 Billionen US-Dollar erwartet, was 6 % Wachstum pro Jahr entspricht. Auch Europa bleibe mit 6-8 % Wachstum weiterhin stabil.

Dies sind für Markus beeindruckende Zahlen bezüglich der aktuellen Fintech-Entwicklungen sowie der globalen Payment-Branche und so manch andere Branche würde sich wahrscheinlich wünschen, derartige Zahlen vorweisen zu können. Dennoch gibt Markus auch zu bedenken, dass sich dieses Wachstum in Zukunft möglicherweise etwas verlangsamen könnte.

Die Payment-Branche sollte daher aus seiner Sicht weiterhin an einigen zentralen Fragen arbeiten. Zum Beispiel, wie die aktuelle Umsatzsteigerung weiterhin stabil gehalten werden kann und wie die jeweiligen Kostenstrukturen auch in Zukunft gesichert werden können. Antworten auf diese Fragen sind aus seiner Sicht wesentlich für den künftigen Erfolg der Payment-Industrie.

Instant Payment

Die erste neue Zahlungsmethode, die die Runde bespricht, ist Instant Payment. Thomas ist der Meinung, dass diese neue Zahlungsart, die in anderen Ländern der Welt bereits große Erfolge feiert, auch bald in Europa Einzug halten werde. Während Instant Payment in Ländern wie Indien (z. B. Razorpay) oder Brasilien (z. B. Pix) bereits Hochkonjunktur hat, erwartet Thomas diesen Trend auch für Deutschland.

Instant Payment ist eine Zahlungsart, bei der dem Empfänger einer Transaktion der betreffende Betrag innerhalb von wenigen Sekunden gutgeschrieben wird. Im Zahlungsverkehrsraum Europas (dem SEPA-Raum) wird diese Zahlungsart SEPA Instant Payments (SCTInst) gennant und ist sein November 2017 verfügbar. Bei SEPA Instant Payments erfolgt die Gutschrift beim Empfänger in der Praxis innerhalb weniger als 3 Sekunden. Diese Gewissheit der Empfänger:innen, den Geldbetrag unmittelbar nach der Transaktion auf dem eigenen Konto verfügbar zu haben, sorgt für Vertrauen und Sicherheit im Zahlungsverkehr. Waren die Instant Payments zunächst auf 15.000 Euro limitiert, sind seit Juli 2020 Zahlungen bis zu 100.000 Euro möglich. SCTInst ist an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr verfügbar und kann deshalb von Verbraucher:innen zu jederzeit benutzt werden.

Thomas verweist auf die jüngst erzielte Einigung zwischen Europa-Rat und Europa-Parlament, dass künftig alle Zahlungsdienstleister, die Standardüberweisungen in Euro anbieten, auch Versand und Annahme von Sofortzahlungen (also Instant Payment) in Euro anbieten müssen. Entsprechend erwartet Thomas in naher Zukunft eine signifikante Steigerung bei der Nutzung von Sofortzahlungsmethoden auf dem deutschen Markt.

Richtig eingeordnet wird Instant Payment eigentlich durch Open-Banking ermöglicht, da die Schnittstellen (APIs), die dafür benötigt werden, durch das Open-Banking-Ökosystem bereitgestellt werden. Wir werden das Thema Open Banking daher weiter unten nochmal aufgreifen.

Digitales Zentralbankgeld

Auch digitales Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency, kurz CBDC), ist eines der zukünftigen Zahlungsmodelle. Dabei handelt es sich um eine Kryptowährung der Zentralbanken. Laut Markus stecken alle Banken weltweit gerade in einer Testphase, so auch die EZB. Sobald diese Testphasen abgeschlossen sein werden, ist mit einer Einführung des CBDC zu rechnen.

Doch was ist der Vorteil dieser neuen Währung? Ganz einfach: Bargeld zum Beispiel ist auch Zentralbankgeld. Wer mit Bargeld bezahlt, bezahlt anonym (ohne digitale Spuren zu hinterlassen). Bargeld funktioniert ohne Strom oder IT-Systeme und ist innerhalb eines Währungsgebietes universell einsetzbar. Zudem ist Bargeld interoperabel – d.h. jeder kann unabhängig von seinen technischen Fähigkeiten und Möglichkeiten sowie seiner digitalen Teilhabe damit umgehen.

cbdc banking payment trends 2024

Wie dieses Konzept beim digitalen Zentralbankgeld umgesetzt werden soll, wird sich in naher Zukunft noch zeigen. Dennoch ist für Markus klar, dass CBDC wesentliche Veränderungen in den Zahlungsverkehr Europas und weltweit bringen wird. Damit werden in letzter Konsequenz auch Implikationen für die Payment-Industrie verbunden sein.

Risk und Compliance: Vorschriften für den Zahlungsverkehr

Auch auf Risk und Compliance wird im Jahr 2024 ein spezieller Fokus liegen. Wir berichteten bereits in einem unserer Journal-Artikel, dass die EU aktuell die aus dem Jahr 2008 stammende EU-Verbraucherschutzrichtlinie zur Vergabe von Verbraucherkrediten überarbeitet und eine Verabschiedung dieser Richtlinie noch für das Jahr 2023 zu erwarten ist. Auch im Vereinigten Königreich werden aktuell die Verbraucherkreditvorschriften für unregulierte zinslose BNPL-Produkte revisioniert und wahrscheinlich ebenfalls noch 2023 verabschiedet.

Daher werden sich die neuen Vorschriften für Zahlungen auch auf die Payment-Branche und ihre Zahlungstechnologien auswirken, sowohl auf Seiten der Verbraucher:innen wie auch unternehmensseitig. Konkret wird es wahrscheinlich zu einer intensiveren Zusammenarbeit zwischen Zahlungsanbietern und Behörden kommen. Außerdem sollten Zahlungsdienstleister in 2024 auch die Chance nutzen, ihre Händler:innen und Partner:innen detailliert über solche Regulierungen wie PSD2 oder etwa das für Ende 2024 geplante PSD3 aufzuklären sowie die Händler:innen bei der Umsetzung dieser Richtlinien unterstützen.

Julia bestätigt dies. Sie sagt, es sei für Händler:innen im E-Commerce nicht immer einfach, den richtigen Zeitpunkt zu finden, um auf neue Regulierungen aufzuspringen. Als Beispiel nennt sie Open Banking und hat dabei wahrscheinlich die folgende Fragen im Sinn: Ab wann ist es rentabel, sich an das Open-Banking-Ökosystem anzuschließen? Wie fortgeschritten ist die Akzeptanz bei den Verbraucher:innen bereits? Und wie sicher sind die APIs zwischenzeitlich überhaupt?

8. Image proposal: A screen from the video where Julia Körffer-Höhne is seen talking and explaining.

Andererseits betont Julia, wie wichtig es im Kontext von Regulierung sei, die richtige Lobby zu haben, um bei Behörden wie zum Beispiel dem Europäischen Zahlungsverkehrsausschuss überhaupt sichtbar zu werden. Konkret gehe es darum, dass die Behörden beim Verfassen neuer Vorschriften auch die Geschäftsmodelle von bestimmten Branchen oder Händler:innen miteinbeziehen. Nur so können Regulierungen geschaffen werden, die nicht an wichtigen Geschäftsmodellen im E-Commerce vorbei-arbeiten.

Unified Commerce

Als nächstes spricht Hella einen wichtigen aktuellen E-Commerce-Zahlungstrend an: Unified Commerce – eine Art Weiterentwicklung von Omni-Channel-Strategien. Kurz zum Vergleich:

Omni-Channel ist ein Ansatz, bei dem Kund:innen über verschiedene Kanäle hinweg ein einheitliches Einkaufserlebnis haben, weil alle Einkaufs- und Kommunikationskanäle aufeinander abgestimmt werden. Das führt beispielsweise zu Services wie „Click and Reserve“ oder auch „Click and Collect“, bei denen online bestellte Ware im Ladengeschäft abgeholt werden kann.

Doch wäre es nicht noch bequemer, wenn im Ladengeschäft die gleichen Zahlungsarten wie im Online-Shop verfügbar sind? Oder wenn die Rückgabe von im Ladengeschäft gekaufter Ware bequem von zu Hause aus über das Kundenkonto des Online-Shop geregelt werden kann? In genau diese Richtung geht Unified Commerce: Dabei werden alle Kanäle und Services technologisch auf einer einzigen zentralen Plattform gebündelt, miteinander vernetzt und zur Verfügung gestellt: Seien es Ladengeschäft, Online-Shop, Warenlager, Logistik, Payment, Marketing und Vertrieb. Die Händler:innen benötigen dann nur noch eine einzige Software und die Kund:innen besuchen nur noch eine einzige Plattform.

Hella Fuhrmann zeigt den Bedarf für solche Lösungen: „In vielen Branchen kommunizieren bspw. Point-of-Sale und Online-Shops überhaupt nicht miteinander – sie verstehen sich als voneinander getrennte Einheiten. Doch genau das darf heute eigentlich nicht mehr sein. Denn so geht ein hohes Maß an Kundenbindung und Loyalität verloren. Je mehr Adyen mit Global Playern zusammengearbeitet hat, desto mehr wurde uns der Bedarf an einer einheitlichen Lösung bewusst – wie zum Beispiel dass alle in einem Online-Shop verfügbaren Zahlungsarten natürlich auch im Ladengeschäft verfügbar sein sollten.“

Unified Commerce bedeutet also, zu verstehen, wie die unterschiedlichen Kanäle wirklich zusammenarbeiten können und sollten – und es bedeutet, eine einheitliche Technologie zur Verfügung zu stellen, mit der dies dann auch stringent umgesetzt werden kann.

Kurz: Unified Commerce denkt Omni-Channel zu Ende – strategisch und technologisch. Wer mit seinem E-Commerce also bereits bei einer funktionierenden Omni-Channel-Lösung angekommen ist, für den könnte Unified Commerce genau der richtige Payment Trend im Jahr 2024 sein.

Embedded Finance

Als nächster wichtiger Payment Trend unter den innovativen Zahlungstechnologien wird in der Runde Embedded Finance diskutiert – oder eigentlich Embedded Financial Services (eingebettete Finanzdienstleistungen). Kurz erklärt: Embedded Finance ermöglicht es Unternehmen, die keine Banken und Finanzdienstleister sind, trotzdem Finanzprodukte und Finanzdienstleistungen anzubieten – entweder als Bestandteil ihres Produkt-Portfolios, oft aber auch unabhängig davon.

Hella betont, dass durch Embedded Finance vor allem die Kundenbindung signifikant steige, wenn Online-Händler:innen ihren Kund:innen für die Finanzierung ihrer Produkte zusätzlich auch eine Auswahl an Zahlungslösungen anbieten. Darunter fallen zum Beispiel Geschäftskreditkarten, Ratenkredite oder auch konventionelle Konten. So bekommen die Kund:innen alles aus einer Hand, während die Händler:innen der alleinige Ansprechpartner für den Kauf und die Finanzierung sind. Gleichzeitig bekommen die Händler:innen einen Einblick in das Finanzmanagement ihrer Kund:innen, können ein noch besseres Up- und Cross-Selling betreiben und dabei passgenau auf die realen Finanzierungsmöglichkeiten ihrer Kund:innen eingehen.

Embedded Finance ist für Markus ein gutes Beispiel dafür, dass im E-Commerce bei zukünftigen Zahlungsmodellen gerade eine grundsätzliche Veränderung stattfindet: und zwar weg vom Fokus auf der reinen Zahlungsabwicklung und hin zum Added Value Service, also zur Mehrwertdienstleistung.

Vor allem in den USA konnte die BCG in jüngerer Zeit feststellen, dass viele Unternehmen ihren Payment Service Provider gerne gegen einen so genannten Integrated Software Vendor eintauschen würden. Konkret heißt das: Händler:innen suchen nur noch nach Anbietern von Software-Lösungen, mit denen sie die Zahlungsabwicklung direkt und nahtlos in ihr bestehendes Ökosystem oder ihre Plattform integrieren können. Markus glaubt, dass dieser Trend in den nächsten 3-5 Jahren auch Europa erobern könnte.

Open Banking Trends

Das letzte große Thema des abendlichen Talks war Open Banking (Wer wissen möchte, worum es bei diesem wichtigen Payment Trend genau geht, sei auf unseren Journal-Artikel „Open Banking und Buy now, pay later“ verwiesen).

Grundsätzlich stellt Open Banking, das von der EU-Richtlinie PSD2 geregelt wird und seit 2018 für alle Banken verbindlich ist, ein weites Feld dar. Als Beispiel für einen bereits erfolgreichen Einsatz einer Open-Banking-Technologie nennt Thomas das Account-to-Account-Banking (kurz: A2A-Banking oder A2A-Payment). A2A bedeutet konkret, dass Geld direkt vom Bankkonto der Zahlenden auf das Bankkonto der Zahlungsempfänger:innen überwiesen wird, ohne dass dafür zwischengeschaltete Stellen wie Kreditkarten, Debitkarten oder sonstige Zahlungsanbieter erforderlich sind.

Der Transfer erfolgt dabei über eine Schnittstelle (API), über die die beiden Bankkonten direkt miteinander verbunden werden. Beim A2A-Payment sind Überweisungen genauso möglich wie Lastschriften oder Daueraufträge. Dabei können A2A-Zahlungen zwischenzeitlich als genauso sicher wie konventionelles Online-Banking betrachtet werden.

Thomas erklärt, das Volt mit seiner Instant-Payment-Lösung nichts anderes anbietet als genau dieses Zahlungsmodell eines Echtzeit-A2A-Payments. Volt ist damit erfolgreich in Großbritannien und auf dem skandinavischen Markt expandiert. Laut Thomas stoßen A2A-Bezahllösungen vor allem in Ländern auf große Resonanz, in denen die Konsument:innen von Haus aus gerne mit ihrem Bankkonto bezahlen – wie zum Beispiel auch in den Niederlanden, in Brasilien, in Indien oder Australien. Dort sei der perfekte Markteinstieg für A2A-Lösungen und damit für Open Banking generell zu finden.

Doch auch in Europa sieht Thomas grundsätzlich eine spannende Zukunft für Open-Banking-Lösungen – zunächst genau in dieser Form des A2A-Payments. Denn wie schon erwähnt, möchte die Europäische Kommission Instant Banking schnell vorantreiben, so dass schon in naher Zukunft eine baldige Verbreitung dieser Zahlungsart in der EU zu erwarten ist.

Julia dagegen betrachtet Open Banking aus zwei Gründen noch kritisch: Erstens sieht sie in einigen Ländern Europas immer noch eine große Zurückhaltung auf Seiten der Verbraucher:innen – sie kann belegen, dass die Akzeptanz von Open Banking stellenweise noch gering sei und ist sich nicht sicher, ob sich das in naher Zukunft tatsächlich ändern wird. Zweitens wendet sie ein, dass die bisherigen Open-Banking-APIs immer noch nicht so standardisiert sind, dass sie tatsächlich von ausnahmslos allen Akteuren reibungsfrei benutzt werden können.

Die Runde einigt sich letztlich darauf, dass die Akzeptanz von Open Banking stark von der Bereitschaft des Marktes abhängt. Denn wie bei allen Zahlungslösungen und -technologien gilt es stets, die regionalen und oft historisch gewachsenen Unterschiede bezüglich der Präferenzen und des Vertrauens gegenüber bestimmten Zahlungsarten exakt zu analysieren, bevor man in den jeweiligen Markt einsteigt.

Abschlussfragen

Künstliche Intelligenz im Zahlungssektor

Zum Abschluss der Diskussion bittet Denny seine Gäste noch um die Einschätzung zu drei wichtigen Entwicklungen in der Payment-Branche. Zunächst geht es um die Frage: Ist Künstliche Intelligenz im Zahlungssektor über- oder unterbewertet?

ai in payment trends 2024

Hella hält KI definitiv für überbewertet. Sie räumt zwar ein, dass die jüngsten Entwicklungen in diesem Bereich für Konsument:innen in ihrem Alltag ganz hilfreich sein könnten. Für die komplexen Herausforderungen, mit denen Unternehmen und Konzerne zu tun haben, sei KI aus ihrer Sicht noch nicht weit genug entwickelt. Man sollte daher nicht glauben, dass der Einsatz von KI im unternehmerischen Kontext plötzlich Probleme löse, die zuvor niemand lösen konnte.

Markus betont, dass es vor allem auf den Bereich ankommt, in dem KI zum Einsatz kommt. Wenn man KI zum Beispiel benutze, um Algorithmen einer Risikoanalyse im Checkout zu verbessern, könne das sehr gewinnbringend sein. Auch bei der Software-Entwicklung sieht Markus ein Einsparungspotenzial von 20-30 % – vorausgesetzt, KI wird richtig angewandt.

Kryptowährungen

Bezüglich Kryptowährungen betont Markus die wichtige Unterscheidung zwischen privaten Kryptowährungen wie zum Beispiel dem BitCoin und dem oben bereits erwähnten digitalen Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency, kurz CBDC). Während private Kryptowährungen für Markus eine riskante Anlageform darstellen, sieht er in digitalem Zentralbankgeld durchaus Zukunftspotenzial – je nachdem, wie gut diese Währung künftig von den Zentralbanken designed und letztendlich von den Verbraucher:innen angenommen würde.

Hella meint, dass sie bei der überwiegenden Mehrheit der Verbraucher:innen aktuell nicht den expliziten Wunsch sieht, beim Online-Shopping auch mit Kryptowährungen bezahlen zu können. Aus der Perspektive eines Unternehmen wiederum hält sie vor allem die Volatilität derartiger Währungen für problematisch. Die schnellen und hohen Kursschwankungen, wie sie für Kryptowährungen meist charakteristisch sind, können einem Unternehmen keine Sicherheit bei der Liquidität selbst wie auch bei der Liquiditätsplanung geben. Von daher sieht Hella in Kryptowährungen vorerst keinen erstzunehmenden E-Commerce-Zahlungstrend.

Auch Julia schließt sich der Ansicht an, dass das Thema Kryptowährungen erstmal kein Thema für die unmittelbare Zukunft sein werde.

Die Zukunft von „Buy now, pay later“ (BNPL)

Als letztes bittet Denny um eine Prognose für die Zahlungsart „Buy now, pay later“. Die Gäste sind sich darüber einig, dass BNPL je nach Region und historischer Hintergründe in einigen Ländern eine zentrale Zahlungsart ist und bleiben wird – wie zum Beispiel der Rechnungskauf in Deutschland.

So sind laut Markus in Deutschland 50 % aller Online-Käufe Rechnungskäufe. Und auch in in Skandinavien hat sich der Rechnungskauf als eine wichtige Größe im E-Commerce etabliert. Entsprechend verwundert es nicht, dass BNPL in einigen Ländern auch im PayPal Checkout eine enorm hohe Akzeptanz erfährt (Wir erinnern uns: Seit der Einführung von „PayPal Checkout“ im Jahr 2022 bietet PayPal verschiedene BNPL-Zahlungsarten wie Rechnungs- und Ratenkauf direkt in seinem E-Wallet an).

Klar sei, dass BNPL einerseits Komfort und Sicherheit im Zahlungsverkehr garantiere, dass andererseits aber auch Händler:innen oft von besser gefüllten Warenkörben profitieren würden. Dennoch gibt es auch Länder, in denen BNPL-Zahlungsarten einfach keine so wichtige Rolle spielen. Inwiefern sich BNPL dort noch etablieren wird, kann man natürlich nicht treffsicher prognostizieren.

Einen herzlichen Dank an unsere Gäste

Wir freuen uns sehr, dass Julia Körffer-Höhne, Hella Fuhrmann, Markus Ampenberger und Thomas Pinter unserer Einladung zum Ratepay Retail Talk gefolgt sind und mit uns allen ihre fundierte Expertise und fachlichen Prognosen in einer sehr angenehmen Gesprächsrunde geteilt haben. Der Abend war eine große Bereicherung für unsere Veranstaltungsreihe. Vielen Dank dafür!

Der Ratepay Retail Talk in voller Länge

Verfolgen Sie hier den Ratepay Retail Talk und seien Sie hautnah mit dabei, wie die Speaker unter einander und mit dem Publikum über die Zukunft des E-Commerce sprechen.

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