A. Nachhaltigkeit und ethischer Konsum im E-Commerce
Das Bewusstsein für ökologischen und sozialen Konsum ist in den vergangenen Jahren bei vielen Verbraucher:innen deutlich gestiegen. Entsprechend spielt auch im E-Commerce Nachhaltigkeit für viele Online-Shopper:innen eine immer größere Rolle. Vor allem folgende Aspekte sind dabei hervorzuheben:
1. Gestiegenes Umweltbewusstsein
Das Bewusstsein für den Klimawandel aber auch andere Umweltprobleme hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Viele Online-Shopper:innen möchten daher durch ihren Konsum einen positiven Beitrag leisten und suchen bewusst nach Online-Shops, die nachhaltig produzieren, handeln und liefern.
2. Forderung nach mehr Transparenz
Viele Verbraucher:innen verlangen mehr Transparenz über die Herkunft und Herstellung der Produkte, die sie kaufen möchten. Sie wollen wissen, unter welchen Bedingungen die Waren produziert wurden und welche vielfältigen Auswirkungen dies auf Umwelt und Gesellschaft hat.
3. Sozialverträglicher Online-Handel und ethische Marken
Immer mehr Online-Käufer:innen möchten Unternehmen unterstützen, die soziale Verantwortung übernehmen – zum Beispiel in Form von fairen Arbeitsbedingungen, Schutz von Menschenrechten oder regionalem Engagement. Dabei identifizieren sich die Verbraucher:innen auch mit diesen ethischen Marken, die wegen ihres sozialverträglichen Online-Handels im Speziellen und ihres Einsatzes für soziale Belange insgesamt ein positives Image genießen.
4. Gesundheit und Wohlbefinden
Nicht nur Umweltschutz, sondern auch Gesundheit und Wohlbefinden werden zunehmend mit Nachhaltigkeit in Verbindung gebracht. Viele Menschen möchten schlichtweg gesünder leben und legen deshalb Wert auf natürliche Materialien, die frei von Schadstoffen oder unnötigen Zusatzstoffen sind.
B. Nachhaltigkeit trotz dauerhaftem Krisenmodus?
Obwohl gerade die letzten Jahre durch verschiedene Krisen wie die Corona-Pandemie, geopolitische Konflikte oder Inflation geprägt sind, bleibt für viele Verbraucher:innen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. Dafür gibt es verschiedene Gründe:
1. Langfristigkeit und Preisstabilität
Auch wenn beim Einkaufen oft die Preise im Vordergrund stehen, versuchen viele Verbraucher:innen weiterhin, langfristig zu denken. Dabei wissen sie, dass nachhaltige Produkte grundsätzlich langlebiger als Billig-, Einmal- oder Wegwerfprodukte sind und sich auf längere Sicht entsprechend amortisieren – im Endeffekt also wieder günstiger sind. Diese Langlebigkeit führt bei vielen Produkten auch zu einer verlässlicheren Preisstabilität: Nachhaltige Produkte können oft mehr oder weniger rentabel als gebrauchte Ware oder B-Ware weiterverkauft werden.
2. Suche nach bleibenden Werten
In unsicheren Krisenzeiten suchen Menschen vermehrt nach bleibenden Werten, die ihnen Orientierung und Halt geben. Eine zukunftsorientierte Nachhaltigkeitsperspektive kann eine solche Orientierung bieten.
3. Gemeinschaftsgefühl und Solidarität
Persönliches Engagement für Nachhaltigkeit kann in verschiedenen Verbrauchergruppen Gemeinschaft stiften und Zusammenhörigkeit stärken. So entsteht das Selbstverständnis, gemeinsam und solidarisch einen Beitrag gegen die Probleme unserer Zeit und für eine bessere Zukunft zu leisten.
4. Fazit
Nachhaltigkeit ist also auch in Krisenzeiten ein wichtiges Thema für Verbraucher:innen und damit auch für Online-Shopper:innen. Sie erwarten von Online-Händler:innen, dass sie Verantwortung für ihre Produkte und Services wie auch für die Auswirkungen dieser Produkte und Services auf Umwelt und Gesellschaft übernehmen. Online-Händler:innen, die auf Nachhaltigkeit setzen, können sich daher einen deutlichen Wettbewerbsvorteil verschaffen und neue Märkte erobern – auch oder gerade in Krisenzeiten.
C. E-Commerce-Strategien für mehr Nachhaltigkeit
1. Nachhaltige Produktion
Viele Verbraucher:innen legen Wert auf Produkte, die unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt werden und so die Lebensbedingungen im jeweiligen Produktionsland verbessern. Das zeigen verschiedene Studien, zum Beispiel eine in Deutschland von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC durchgeführte Untersuchung, laut der „[…] 59 Prozent der Verbraucher:innen beim Einkaufen immer oder zumindest häufig auf die ökologische, ökonomische oder soziale Nachhaltigkeit von Händlern und Herstellern [achten]. Bei den unter 35-Jährigen sind es sogar zwei Drittel, bei den über 55-Jährigen immerhin jede:r Zweite.“
Man kann mit der Studie sagen, dass die Forderung nach nachhaltigen Produktionsverfahren im Mainstream angekommen ist – vor allem bei den jüngeren Generationen. Die Frage ist zwischenzeitlich also nicht mehr, ob man als Online-Händler:in nachhaltig produzierte Ware anbieten sollte, sondern nur noch, wie man dies am besten macht und dabei sein Angebot an nachhaltig produzierten Produkten kontinuierlich erweitert.
2. Nachhaltige Produkte
Produkte, die eine lange Lebensdauer haben, reduzieren den Abfall und sind somit nachhaltiger. Genauso verhält es sich auch mit Produkten, die umfassend gewartet und lange repariert werden können. Auch sie müssen nicht so schnell entsorgt werden und tragen so zur Vermeidung von Abfall bei.
Eigentlich ist dies ein Gemeinplatz, der keiner weiteren Erwähnung mehr bedürfte. Doch leider gibt es auch immer wieder Konzepte in der freien Wirtschaft, die genau dieser einfachen wie richtigen Idee entgegenarbeiten. Die „geplante Obsoleszenz“ ist nur ein Beispiel dafür:
„Dabei handelt es sich um eine künstliche Kürzung der Lebensdauer von Produkten. In der Wirtschaft bedeutet Obsoleszenz das Veralten und Abnutzen eines Produktes, bis es nicht mehr einsetzbar ist. Einige Unternehmen planen bewusst eine Obsoleszenz ihrer Geräte, um die Haltbarkeit künstlich zu senken und die Kundschaft zu einem Neukauf zu bewegen.“ (Quelle: Hubspot – Die kurze Lebensdauer von Geräten)
Auch wenn es in der Vergangenheit – neben Profitstreben – tatsächlich auch gute Gründe für ein solches Konzept gegeben hat – zeitgemäß ist es nicht mehr.
3. Nachhaltige Lieferketten
Online-Händler:innen sollten transparent darüber berichten, wo ihre Produkte hergestellt werden und welche Unternehmen an der Lieferkette beteiligt sind. Regelmäßige Berichte über umgesetzte Maßnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Lieferkette schaffen zusätzliches Vertrauen. Dabei sind auch faire Arbeitsbedingungen und angemessene Löhne für die Beschäftigten innerhalb der Lieferkette ein wichtiger Aspekt.
Online-Händler:innen sollten außerdem auf umweltfreundliche Transportwege setzen, wie beispielsweise den Versand mit klimaneutralen Transportunternehmen. Doch auch die Bevorzugung regionaler Produkte bedeutet kürzere Transportwege und damit reduzierte CO2-Emissionen.
4. Fair-Trade-Online-Handel
Ein Online-Shop, der Fair-Trade-Handel betreibt, sollte in der Lage sein, seine Behauptungen transparent und nachvollziehbar zu belegen. Hier sind einige wichtige Aspekte, die einen Fair-Trade-Online-Shop ausmachen:
Das Fairtrade-Siegel ist das wohl bekannteste Siegel und steht für faire Preise für Produzent:innen, soziale Standards und ökologische Anbaumethoden. Je nach Branche und Produkt gibt es aber auch andere Siegel, mit denen man als Online-Händler:in Fair-Trade-Handel nachweisen kann.
Jeder Online-Shop sollte zudem auf seiner Internet-Präsenz umfassende Produktbeschreibungen und genaue Informationen über die Herkunft, die Herstellungsprozesse und die sozialen Auswirkungen der Produktherstellung bereitstellen.
Berichte von Besuchen bei den Produzent:innen oder Kooperationspartner:innen können ebenfalls ein authentisches Bild vermitteln. Dabei können Videos und Fotos helfen, Arbeitsbedingungen und Produktionsumstände transparent darzustellen. Fair-Trade-Unternehmen beteiligen sich zudem oft an Projekten, die die Lebensbedingungen der Produzent:innen verbessern.
Die Preisgestaltung beim Fair-Trade-Handel ist stets nachvollziehbar und zeigt zudem die Mehrkosten auf, die bei Produkten dieser Art in der Regel anfallen: Fair-Trade-Produkte sind durchschnittlich etwas teuerer als vergleichbare Produkte, die aus keinem fairen Handel stammen.
5. Umweltfreundliche Verpackungen
Es gibt eine Vielzahl von Konzepten für umweltfreundliche Verpackungen im E-Commerce, die darauf abzielen, den ökologischen Fußabdruck zu verringern und Ressourcen zu schonen. Hier sind einige der wichtigsten:
Materialauswahl
Die Verwendung von Pappe oder Karton aus Recyclingpapier kann genauso interessant sein wie der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen wie Pflanzenfasern, Zuckerrohr oder Stärke. Auch biologisch abbaubare Materialien, die sich in kürzester Zeit vollständig in ihre natürlichen Bestandteile zersetzen, sind ideal für nachhaltiges Verpackungsmaterial. Dazu zählen auch kompostierbare Materialien, die im Kompost komplett abgebaut werden.
Verpackungsdesign
Bei der Verpackung der Ware empfiehlt sich die Verwendung kleinstmöglicher Verpackungen, um Verpackungsmaterial zu reduzieren. Auch gut geeignet sind wiederverwendbare Versandbehältnisse, die nach Gebrauch zurückgegeben werden können. Modulare Verpackungssysteme, die an unterschiedliche Produktgrößen angepasst werden können, sowie Flachverpackungen helfen, das Transportvolumen zu reduzieren.
Füllmaterial
Als nachhaltiges Füllmaterial kommt heutzutage Papierpolster aus recyceltem Papier und Luftpolsterfolie aus recyceltem Kunststoff zum Einsatz – aber auch Holzspäne, getrocknete Pflanzen oder recycelter Textilabfall.
6. Klimaneutraler Versand / CO2-Reduktion beim Versand
Um Waren möglichst klimaneutral zu versenden, gibt es verschiedene Ansätze:
Konsolidierung von Sendungen
Durch die Zusammenlegung mehrerer kleiner Sendungen zu größeren Ladungen können Transportwege effizienter gestaltet und Leerfahrten reduziert werden. Eine Option wie das von Amazon angebotene „Artikel in Teillieferungen senden lassen, sobald sie verfügbar sind“ ist dagegen immer weniger zeitgemäß.
Einsatz von umweltfreundlichen Fahrzeugen
Der Einsatz von Elektrofahrzeugen, Gasfahrzeugen oder Fahrzeugen mit alternativen Antrieben wie Wasserstoff kann die CO2-Emissionen im Transportwesen deutlich verringern und sollte von Online-Händler:innen daher immer als Option bei der Versandart angeboten werden.
Modal Shift
Eine Verlagerung von Transporten von der Straße auf die Schiene oder das Wasser kann ebenfalls zu einer Reduzierung der Emissionen beitragen. Auch wenn sich die Experten zum heutigen Zeitpunkt noch nicht final einig sind, wie effizient Modal Shift sein kann, so gibt es schon mehrere Studien die zeigen, dass Modal Shift gut funktionieren kann – beim Frachttransport wie auch im Personenverkehr. Tatsächlich bieten auch immer mehr Logistikunternehmen Modal Shift an.
Kompensation unvermeidbarer Emissionen
Trotz aller guten Konzepte wird es im Online-Handel immer ein gewisses Maß an unvermeidbaren Emissionen geben. In diesen Fällen können Online-Händler:innen durch Investitionen in Klimaschutzprojekte, wie beispielsweise Aufforstung oder erneuerbare Energien, ihre unvermeidbaren Emissionen zumindest kompensieren.
7. Miet- und Leihmodelle
Miet- und Leihmodelle gewinnen (nicht nur) im Online-Handel immer mehr an Bedeutung. Sie bieten eine interessante Alternative zum klassischen Kauf und tragen zu einer nachhaltigeren Konsumweise bei. Dabei gibt es – neben umweltbewussten Konsument:innen, die ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren möchten – viele unterschiedliche Zielgruppen für Miet- und Leihmodelle:
- Studierende, die oft nur zeitweise hochwertige Geräte nutzen, ohne große Summen investieren zu müssen,
- Berufstätige, die teure Geräte, deren Anschaffung sich nicht lohnt, je nach Bedarf wechseln müssen,
- Digitale Nomad:innen, die für ihre mobile Arbeitsweise flexible Lösungen suchen,
- Menschen, die neueste Technologien unverbindlich und ohne Risiko ausprobieren möchten,
- Menschen, die generell monatliche Zahlungen für Produkte und Services bevorzugen, um hohe Einmalzahlungen zu umgehen,
- Unternehmen wie Start-Ups, die in ihren Wachstumsphasen oft flexible Lösungen benötigen,
- Unternehmen mit nur saisonalem Bedarf.
Dabei sind Miet- und Leihmodelle in viele möglichen Sektoren umsetzbar – zum Beispiel:
- bei Elektronik (Smartphones, Laptops, Tablets, Kameras), Software (Software as a Service) oder Hardware (Server und Netzwerkgeräte),
- in der Automobilbranche (Autos, E-Bikes, Rollern),
- in der Modeindustrie (Abendkleider, Anzüge),
- bei Sport und Freizeit (Sportgeräte wie Fahrräder und Skiausrüstung oder Campingausrüstung wie Zelte und Kocher)
- bei Werkzeugen (Bohrmaschinen, Sägen),
- in der Veranstaltungsindustrie (Licht, Ton, Bühne),
- in der Bauwirtschaft (Bagger, Kräne, LKW),
- in der Industrie (Maschinen, Roboter)
Kurz: Es besteht bei vielen B2C- und B2B-Kund:innen heutzutage ein grundsätzlich hoher Bedarf an Miet- und Leihmodellen – und das nicht nur aus Gründen der Nachhaltigkeit.
8. Retourenmanagement
Die Retourenquoten im E-Commerce stellen oft nicht nur eine logistische Herausforderung dar, sondern eben auch eine ökologische. Dabei zielt ein nachhaltiges Retourenmanagement darauf ab, die Umweltbelastungen durch Retouren zu minimieren und idealerweise gleichzeitig die Zufriedenheit der Kund:innen zu maximieren.
In unserem Whitepaper Proaktives Retourenmanagement haben wir alle wichtigen Faktoren für ein erfolgreiches, schlankes und effizientes Retourenmanagement zusammengestellt, bei dem die Vermeidung unnötiger Retouren mit maximaler Kundenzufriedenheit einhergeht.
9. Kreislaufwirtschaft
Die Kreislaufwirtschaft ist ein Modell, das darauf abzielt, Ressourcen so lange wie möglich im Wirtschaftskreislauf zu halten. Im Gegensatz zur linearen Wirtschaft, in der Rohstoffe abgebaut, zu Produkten verarbeitet und nach Gebrauch entsorgt werden, baut die Kreislaufwirtschaft auf einen möglichst geschlossenen Kreislauf auf. Die Kernprinzipien dabei sind:
- Produkte sollen so gestaltet werden, dass sie möglichst lange funktionieren und reparierbar sind.
- Produkte werden so oft wie möglich wiederverwendet, z.B. durch Mieten, Leasen oder Tauschen.
- Materialien werden am Ende ihres Lebenszyklus möglichst vollständig recycelt und wieder in den Produktionsprozess eingespeist.
- Die Energie für die Produktion und den Betrieb von Produkten sollte aus erneuerbaren Quellen stammen.
Dabei gibt es Kreislaufwirtschaft zum Beispiel schon für folgende Sektoren:
- Elektronik (modulare Bauweise oder Recyclingprogramme)
- Textilien (Second-Hand-Mode, Repair Cafés, Recycling von Altkleidern)
- Mobilität (Carsharing, Fahrradsharing, Reparatur von Fahrzeugen)
Online-Händler:innen, die sich für Produkte aus einer Kreislaufwirtschaft entscheiden, können von zahlreichen Vorteilen profitieren: Sie profilieren sich durch ein positives Image, erzielen aufgrund ihrer nachhaltigen Produkte eine intensivere Kundenbindung, heben sich deutlicher von der Konkurrenz ab, tragen zur Erfüllung gesetzlicher Vorgaben bei und können ggf. auch Kosten einsparen.
10. Refurbished / Upcycling
Auch Refurbished-Produkte, also generalüberholte Geräte, spielen im Online-Handel eine immer größere Rolle. Sie bieten sowohl für Verbraucher:innen als auch für Händler:innen zahlreiche Vorteile.
Die Vorteile für Händler:innen
- Refurbished-Produkte erschließen neue Kundengruppen, die preisbewusst sind oder Wert auf Nachhaltigkeit legen.
- Durch den Verkauf von Refurbished-Produkten können Online-Händler:innen ihr Image als umweltbewusstes Unternehmen stärken.
- Online-Händler:innen tragen zur Kreislaufwirtschaft bei und reduzieren die Menge an Elektroschrott.
- Refurbished-Produkte können als Alleinstellungsmerkmal dienen und den eigenen Online-Handel von der Konkurrenz abheben.
Die Vorteile für Verbraucher
- Refurbished-Produkte sind in der Regel deutlich günstiger als Neugeräte, da sie bereits einmal verkauft wurden.
- Durch den Kauf eines Refurbished-Produkts wird die Lebensdauer eines Geräts verlängert und damit werden Ressourcen geschont.
- Professionell überholte Geräte sind in der Regel voll funktionsfähig und bieten die gleiche Leistung wie ein Neugerät.
- Oft sind Refurbished-Geräte schneller lieferbar als Neuware, da sie bereits vorhanden sind und nicht erst eigens produziert werden müssen.
- Das Angebot an Refurbished-Produkten ist in den letzten Jahren stark gewachsen, so dass Verbraucher:innen eine große Auswahl haben.
Es macht daher durchaus Sinn, das eigene Geschäftsmodell nach Möglichkeit um Refurbished-Produkte zu erweitern oder (wie es manche Händler:innen sogar tun) komplett auf Refurbished-Produkte zu bauen.
11. Kompensation von CO2-Emissionen
Zwar sollte immer die Vermeidung von CO2-Emissionen an erster Stelle stehen. Dennoch wird es im Online-Handel immer ein gewisses Maß an unvermeidbaren Emissionen geben. Hier können Online-Händler:innen wie oben schon beschrieben durch Investitionen in Klimaschutzprojekte (wie beispielsweise nachhaltige Forstwirtschaft oder Solar-, Windkraft- und Biogasanlagen) ihre unvermeidbaren Emissionen kompensieren und so ihren ökologischen Fußabdruck indirekt verringern.
12. Energieeffizienz bei Energie, Lagerhaltung und IT
Energieeffizienz spielt auch im Online-Handel eine immer größere Rolle und ist längst kein Nice-to-have mehr. Sie wirkt sich nicht nur auf die Umwelt aus, sondern auch auf die Kostenstruktur und das Image eines Unternehmens. Dafür gibt es folgende Stellschrauben:
Grüne Energie
Gerade im E-Commerce fällt ein Großteil der benötigten Energie auf den Betrieb des Online-Shops und ggf. auf den Betrieb des Produktlagers. Wer für den Betrieb dieser Infrastruktur Ökostrom bezieht, kann seinen CO2-Fußabdruck signifikant reduzieren.
Energieeffiziente IT
Server und Netzwerke, die hinter kompletten Shop-Systemen stehen, verbrauchen erhebliche Mengen an Strom. Um diesen Energieverbrauch zu reduzieren und gleichzeitig die benötigte Leistungsfähigkeit zu erhalten, stehen bereits heute verschiedene und individuell skalierbare energieeffiziente IT-Lösungen zur Verfügung.
Smart Buildings
Smart Buildings, also intelligente Gebäude, bieten ein enormes Potenzial zur Reduzierung von CO2-Emissionen. Durch die Integration verschiedener Technologien können diese Gebäude ihren Energieverbrauch optimieren und somit einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
So können Online-Händler:innen den Betrieb ihres Warenlagers zum Beispiel durch eine intelligente Steuerung von Heizung, Kühlung und Beleuchtung verbessern, durch Energiemonitoring eine detaillierte Überwachung des Energieverbrauchs durchführen und so im Interesse einer energieeffizienten Lagerhaltung viele Einsparpotenziale identifizieren. Smart Buildings können aber auch überschüssige Energie speichern und in Zeiten hoher Nachfrage selbst nutzen.
13. Grünes Marketing: umweltbewusste Kundenansprache
All die hier genannten Maßnahmen bringen uns bei unserem Versuch, umwelt- und klimafreundlicher zu leben, ein Stück voran. Doch rein geschäftsstrategisch bringt es wenig, wenn man als Online-Händler:in Nachhaltigkeit ernst nimmt, die eigenen Kund:innen dies allerdings kaum oder nicht ausreichend wahrnehmen. Dafür gibt „Grünes Marketing“ bzw. „Ökomarketing“ – frei nach dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“.
Grünes Marketing konzentriert sich auf die Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen, die umweltfreundlich sind oder einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Konkret geht es darum, die ökologischen Vorteile eines Produkts oder einer Dienstleistung hervorzuheben und damit umweltbewusste Verbraucher:innen anzusprechen.
Kurz: Man muss als Online-Händler:in an alle (potenziellen) Kund:innen kontinuierlich, glaubwürdig, transparent, ausführlich und prominent alle Maßnahmen kommunizieren, mit denen man für mehr Nachhaltigkeit im eigenen E-Commerce sorgt. Nur so stärkt man seine Marke für die Zukunft, grenzt sich vom Wettbewerb ab, bindet seine Kund:innen besser an sich und findet Zugang zu neuen Märkten.
D. Fazit
Fakt ist: Das Thema Nachhaltigkeit ist aus dem heutigen Online-Handel nicht mehr wegzudenken. Doch gerade, weil es seit Jahren einen so großen Boom erfährt, greifen manche Online-Händler:innen leider auch zu unsauberen Methoden, um ihr Geschäftsmodell mit fairem Handel, menschlichen Arbeitsbedingungen sowie Klima-, Tier- und Umweltfreundlichkeit in Verbindung zu bringen. Sie tun dies deshalb, weil es enorm aufwändig ist, echte Nachhaltigkeit zu leben und seriös nachzuweisen.
In diesem Zusammenhang ist der Begriff „Greenwashing“ entstanden: Dabei handelt es sich um den Versuch, ein umweltfreundliches und nachhaltiges Image aufzubauen, ohne tatsächlich entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Für Verbraucher:innen wird es deshalb zunehmend schwieriger, echte Nachhaltigkeitsmaßnahmen von simulierten zu unterscheiden.
Das gilt leider auch für das eine oder andere Güte- oder Produktsiegel, das nicht hält, was es verspricht oder sogar nur suggeriert – das Problem hatten wir bereits in unserem Journal-Artikel „Die wichtigsten Gütesiegel im deutschen E-Commerce“ behandelt .
Entsprechend haben es auch seriöse Händler:innen leider immer schwerer, einen echten Nachweis über gelebte Nachhaltigkeit im Rahmen ihrer Marketing-Aktivitäten zu erbringen.
Doch die Mühe ist es wert – nicht nur im Interesse einer besseren und lebenswerten Zukunft. Denn Online-Shops, die echte Nachhaltigkeit leben und auch erfolgreich unter Beweis stellen, stärken ihr Geschäftsmodell für die Zukunft, weil sie sich auf attraktive Weise von vielen Wettbewerbern abgrenzen und Zugang zu neuen Märkten bekommen.