Der Sektor Fashion und Accessoires ist nicht nur im deutschen E-Commerce eine der umsatzstärksten Branchen. Dabei wird dieser Sektor von einigen wenigen Platzhirschen dominiert, so dass gerade für kleine und mittelständische Online-Shops der Wettbewerbsdruck besonders hoch ist.
Hinzu kommt, dass gerade Online-Shopper:innen gerade beim Einkauf von Mode besonders hohe Ansprüche haben: Sie erwarten zum Beispiel viel Flexibilität beim Retournieren, setzen hohe Erwartungshaltungen an Beratung und Kundenservice und haben wachsende Ansprüche an Ökologie, transparente Lieferketten, faire Arbeitsbedingungen und nachhaltige Versandoptionen.
Diese Anspruchshaltungen schlagen sich auch im Checkout nieder: Gerade in einer Branche, wo eine ausgeprägte Try-before-buy-Mentalität herrscht, erwarten die Shopper:innen einfach, dass auch die von ihnen präferierte Zahlungsart verfügbar ist. Dabei nehmen vor allem „Buy now, pay later“-Zahlungslösungen (kurz: BNPL) eine Schlüsselrolle ein.
In diesem Artikel wollen wir zeigen, von welchen speziellen Dynamiken und Charakteristika die Fashion-Branche im E-Commerce geprägt ist und warum gerade „Buy now, pay later“ (und zwar vor allem der Rechnungskauf) so wichtig für ein erfolgreiches E-Commerce im Fashion-Bereich ist.
Die wichtigsten Merkmale der Online-Fashion-Branche
Der Online-Handel mit Fashion und Accessoires ist seit Jahren durch bestimmte Hauptmerkmale geprägt:
- Einige wenige „Big Player“ erwirtschaften mehr als die Hälfte des Branchengesamtumsatzes. Vor allem Zalando, Otto oder H&M dominieren die Fashion-Branche. Für viele Online-Shops ist es daher nicht leicht, sich im dauerhaften Wettbewerb mit diesen Größen zu behaupten.
- Das Retourenverhalten im Fashion-Bereich ist wesentlich von der so genannten „Try-before-buy“-Mentalität geprägt und das Retourenvolumen ist größer als in jeder anderen Branche.
- Die Einkaufsfrequenz ist deutlich höher als in vielen anderen Branchen. Außerdem ist der Fashion-Bereich von vielen Impulskäufen geprägt, die durch Influencer oder Live-Shopping weiter angefacht werden.
- Der Fashion-Bereich verzeichnet eine vergleichsweise hohe Kaufabbruchquote.
Wir wollen im Folgenden jeden dieser Punkte näher beleuchten und zeigen, wie man sich als Online-Händler:in mit Hilfe von „Buy now, pay later“-Zahlungslösungen dauerhaft in der Fashion-Branche behaupten kann und muss.
Dafür werfen wir zunächst einen Blick auf das Finanzierungsprofil des Rechnungskaufs, weil er der wichtigste und verbreitetste Vertreter von BNPL-Zahlungsarten ist – auch außerhalb der Fashion-Branche.
Das Finanzierungsprofil des Rechnungskaufs
Der Rechnungskauf ist eine der beliebtesten BNPL-Zahlungsarten – dies gilt im europäischen E-Commerce aktuell für Deutschland, Österreich und die Schweiz, aber auch für Norwegen, Schweden und Finnland. Dabei zeichnet sich der Rechnungskauf durch folgende Merkmale aus, die wir bereits in unserem Journal-Artikel „Neue BNPL-Studie der Goethe-Universität Frankfurt“ vorgestellt hatten:
- Die Kund:innen müssen in keine finanzielle Vorleistung gehen – egal bei welcher Bestellsumme.
- Die gelieferte Ware kann risikofrei geprüft werden, bevor man sie bezahlt.
- Reklamationen und Retouren können abgewickelt werden, bevor der finale oder angepasste Rechnungsbetrag beglichen werden muss. Damit hängt zusammen:
- Die Warenkörbe sind besser gefüllt, da es zu einem komfortablen „try-before-buy“-Effekt kommt.
- Der Rechnungsbetrag kann bequem via Online-Banking gezahlt werden. Es ist also keine Installation weiterer Apps und kein weiteres Kundenkonto bei einem Zahlungsanbieter notwendig.
- Durch das Zahlungsziel entsteht eine gewisse Flexibilität beim persönlichen Finanzmanagement der Verbraucher:innen.
Schon ein erster Blick auf diese Finanzierungsprofil zeigt: „Buy now, pay later“ eignet sich für Fashion und Accessoires besonders gut – und wird deshalb von vielen Shopper:innen als selbstverständlich erwartet. Schauen wir uns das im Detail an.
A. Wie man mit „Buy now, pay later“ unter den Big Playern der Fashion-Branche bestehen kann
Der Verkauf von Fashion und Accessoires gehört zu einem der wichtigsten Eckpfeiler im globalen wie auch deutschen E-Commerce: Laut Statista wurden „im weltweiten E-Commerce-Markt für Fashion […] im Jahr 2022 rund 816 Milliarden Euro umgesetzt. Dieser Umsatz soll […] sich im Jahr 2027 auf über 1,4 Billionen Euro belaufen. Mit 23,6 Prozent wurden in Deutschland im vergangenen Jahr rund ein Viertel des gesamten Online-Umsatzes in der Branche Fashion & Accessoires erwirtschaftet.“
Wenn die deutsche Fashion-Branche für ein Viertel des gesamten Online-Umsatzes verantwortlich ist, bedeutet dies in Euro ausgedrückt einen Jahresumsatz von ungefähr 20 Milliarden Euro im Bereich Mode und Accessoires. Davon haben die größten deutschen Online-Shops (wie zum Beispiel Zalando, Otto oder H&M) 13,4 Milliarden Euro erwirtschaftet.
Kurz: Eine der umsatzstärksten Branchen im deutschen E-Commerce wird von ein paar wenigen großen Online-Shops und Marktplätzen besetzt. Dabei haben diese Big Player einerseits die wirtschaftlichen Mittel, um viele attraktive Angebote und Alleinstellungsmerkmale aufzubauen – andererseits verfügen sie über eine große digitale Reichweite und einen beträchtlichen Stamm an Bestandskund:innen. Es ist daher nicht einfach, mit diesen Unternehmen dauerhaft in den Wettbewerb zu treten.
Das gilt vor allem für die im Checkout angebotenen Zahlungsarten: Der Rechnungskauf hat sich gerade im Fashion-Bereich in den letzten Jahren als eine der wichtigsten Zahlungsarten etabliert: „Im deutschen E-Commerce rangiert der Rechnungskaufs [sic!] seit Jahren in den Top 3 der beliebtesten Zahlarten. Für viele ist es die bevorzugte Zahlart und die Erwartung dementsprechend groß, dass jeder Fashion-Shop den Rechnungskauf als Zahlart anbieten sollte. Ist das nicht der Fall, sind die Konsumenten schnell enttäuscht und kaufen woanders.“ (Quelle: Oxid – „Buy now, pay later“ – Wie die Modebranche von dieser Bezahloption profitiert).
Tatsächlich bieten auch Zalando, Otto und H&M ihren Kund:innen den Rechnungskauf als Finanzierungsmöglichkeit an. Entsprechend müssen kleine und mittelständische Shops hier gleichziehen, wenn sie dauerhaft auf dem Markt Bestand haben möchten. Dabei bietet der Modekauf mit späterer Bezahlung auf vielen Ebenen Vorteile:
„Eine BNPL-Option hilft den Konsumenten dabei, ein Gleichgewicht zwischen langfristigen Haushaltszielen und der Unmittelbarkeit des Produktkaufs zu finden.“ Das E-Commerce Magazin schreibt dazu: „[…] Finanzierungsangebote [können] das Einkaufserlebnis verbessern und die Treue der Kundschaft stärken, was die Verbindung mit den Endkunden intensiviert. Die Kundentreue nimmt also zu. Zudem können Unternehmen einen höheren durchschnittlichen Bestellwert erzielen.“
BNPL-Lösungen, allen voran der Rechnungskauf, sind also ein Muss für jeden Online-Shop, um im Fashion-Sektor dauerhaft neben den Platzhirschen bestehen zu können. Erstens, weil der Modekauf auf Rechnung im Fashion-Sektor breitflächig von vielen Verbraucher:innen erwartet wird. Zweitens, weil „Buy now, pay later“ signifikant die Kundenbindung verbessert.
B. Retouren und „Buy now, pay later“ im Fashion-Bereich
Im Bereich Fashion und Accessoires gibt es die mit Abstand höchste Retourenquote im gesamten E-Commerce. Laut der Studie „Statista Consumer Insights“ aus dem Jahr 2023 waren Produkte aus der Kategorie „Bekleidung“ mit 31 % die am häufigsten retournierten Bestellungen, gefolgt von Schuhen mit 18 % sowie Taschen und Accessoires mit 11 % bzw. 7 %. Somit machten Waren aus diesen Kategorien im Jahr 2023 zusammen 67 % des gesamten deutschen Retourenvolumens aus. (Quelle: Statista – Rücksendung von Online-Bestellungen in Deutschland im Jahr 2023).
Gerade bei Mode und Accessoires herrscht die bereits erwähnte „Try-before-buy“-Mentalität: Die Käufer:innen möchten die Ware erst in Ruhe zu Hause anprobieren, bevor sie sich dafür entscheiden, etwas zu behalten. So berichtet der BNPL-Anbieter Riverty, dass „[…] 45 Prozent der Befragten BNPL [nutzen], um erst den Erhalt der Ware abzuwarten und den Artikel dann ohne Zeitdruck prüfen zu können.“ Dabei ist auch der Komfort entscheidend, komplett risikofreie Mehrfachbestellungen desselben Produktes in unterschiedlichen Größen vorzunehmen ohne dafür in finanzielle Vorleistung zu gehen.
Dass BNPL-Lösungen wie der Rechnungskauf also perfekt zu dieser „Try-before-buy“-Mentalität passen, sollte unmittelbar einleuchtend sein. Es ist aber noch ein anderer Punkt wichtig:
Damit dieser flexible Umgang mit Retouren reibungslos funktioniert, müssen BNPL-Lösungen über eine Art Mahnsperre verfügen: Sollten Zahlungsfristen überschritten werden, weil Retouren- und Umtauschprozesse zu viel Zeit in Anspruch genommen haben, muss die Fälligkeit des (endgültigen) Kaufbetrags pausiert bzw. angepasst werden, damit die Verbraucher:innen nicht in einen offiziellen Zahlungsverzug geraten.
Solche Fälle treten zum Beispiel ein, wenn Online-Shops in saisonal bedingten Belastungsspitzen wie der Black Week mit der Bearbeitung vieler Retouren überlastet sind und nicht jede Rücksendung schnell genug abwickeln können.
Für dieses Problem bieten verschiedene BNPL-Anbieter unterschiedliche Lösungen an. In unserem Journal-Artikel „Buy now, pay later“-Apps und ihre vielfältigen Funktionalitäten und Services“ haben wir bereits darüber berichtet.
Übrigens: Laut einer Studie des Versandsoftware-Anbieters Sendcloud „[…] tendieren 64 % der Fashionkunden dazu, ein weiteres Produkt in den digitalen Einkaufskorb zu legen, wenn damit der Mindestbestellwert für einen kostenlosen Versand erreicht wird.“ Dieselbe Studie sagt auch, dass 73 % der Kund:innen komplett kostenlose Retouren erwarten, 81 % der Kund:innen häufiger bestellen, wenn die Retouren kostenlos sind und dass 50 % der Verbraucher:innen nichts bestellen, wenn sie die Retoure selbst organisieren und bezahlen müssten.
Das bedeutet: BNPL-Lösungen wie der Rechnungskauf geben den Shopper:innen zwar sehr viel Flexibilität beim Prüfen und Retournieren der Ware. Allerdings darf diese zusätzliche Flexibilität nicht wieder zunichte gemacht werden, indem der Retourenprozess selbst zu teuer oder zu umständlich gestaltet wird. Nur in Kombination mit einem komfortablen Retourenmanagement spielt also „Buy now, pay later“ im Fashion-Bereich sein volles Potenzial aus.
In diesem Zusammenhang ist auch eine Datenauswertung des Zahlungsanbieters Riverty (ehemals AfterPay) zum Shopping-Verhalten beim Online-Modekauf interessant: „Eine gängige Annahme ist, dass BNPL-Angebote auch die Warenrückgaberate einer Marke erhöhen. AfterPays Datenauswertungen zeigen allerdings, dass dies nicht der Fall ist. Obgleich die Warenrückgaben der Verbraucher:innen tatsächlich steigen – da bspw. verschiedene Größen bestellt werden –, werden vielfältigere Waren eingekauft. Dies resultiert in einem höheren Warenkorbwert – selbst nach Abwicklung der Warenrückgaben.“ (Quelle: FashionUnited – Wie Sie mit Buy Now, Pay Later Ihren Umsatz beim Onlineverkauf von Mode steigern können)
Kurz: Die Möglichkeit, Waren bequem zu retournieren (ohne bereits in finanzielle Vorleistung gegangen zu sein) führt zwar zu Mehrfachbestellungen des gleichen Produktes in verschiedenen Größen, erhöht aber auch die Bereitschaft, mehr zu bestellen. Dank BNPL werden die Verbraucher:innen damit auch empfänglicher für Up- und Cross-Selling.
C. Einkaufsfrequenz, Impulskäufe und Live-Shopping
Die Einkaufsfrequenz bei Mode und Accessoires ist signifikant hoch. Eine Statista-Studie zeigt, dass im Jahr 2022 in Deutschland 34 % der Befragten alle zwei bis drei Monate Mode online eingekauft haben, 33 % sogar einmal im Monat, 18 % zwei bis drei Mal pro Monat und 5 % mindestens wöchentlich.
Im Vergleich zu Haushaltswaren, Möbeln oder Elektronik ist die Einkaufsfrequenz also deutlich höher. Nur der Einkauf von Lebensmitteln, Getränken oder Arzneimitteln weist eine noch höhere Frequenz auf, da es sich hier um Dinge des täglichen Bedarfs handelt.
Hinzu kommen die so genannten Impulskäufe, also ungeplante und vor allem emotional gesteuerte Spontan-Käufe. Diese können entweder direkt beim Besuch eines Online-Shops für Mode angetriggert werden – aber auch Influencer, Social-Media-Plattformen und das so genannte Live-Shopping tragen wesentlich zu Impulskäufen bei:
Live-Shopping entstand im Jahr 2016 in China und verband zum ersten Mal Videostreaming mit Online-Shopping. Auch in Deutschland gibt es immer mehr Unternehmen, die auf Live-Shopping setzen. Dazu zählen die Tchibo GmbH, SportScheck oder auch die Douglas GmbH, die mit einer Mischung aus Stars, Influencern und Inhouse-Experten arbeitet.
Diese Beispiel zeigen, dass die Verbraucher:innen gerade im Fashion-Bereich einerseits oft und andererseits oft ungeplant einkaufen. Und gerade „Buy now, pay later“ passt perfekt zu diesem Einkaufsprofil, da eine zeitversetzte Bezahllösungen den Zeitpunkt des Einkaufs vom Zeitpunkt der Bezahlung maximal entkoppeln kann. Dies hat folgende Vorteile:
- Wenn bspw. kaputt oder verloren gegangene Kleidungsstücke sofort ersetzt werden müssen, haben Shopper:innen aufgrund eines versetzten Zahlungsziels einen entscheidenden Liquiditätsspielraum: Sie können Kleidung im Bedarfsfall kaufen – und begleichen den Rechnungsbetrag erst mit dem nächsten Liquiditäts-Peak. Auch Familien profitieren in solchen Situationen: Eltern können für ihre im Wachstum befindlichen Kinder dank BNPL jederzeit neue Kleidung auf Rechnung kaufen – unabhängig vom nächsten Gehaltseingang.
- Dank BNPL können Verbraucher:innen die oft knappen Zeitfenster für Sonderangebote und Rabattaktionen unabhängig von ihrer aktuellen Liquidität nutzen. Wer hier mit dem Kauf eines Produkts warten muss, bis er wieder liquide ist, lässt ggf. den Aktionszeitraum verstreichen und bezahlt später unnötigerweise wieder den regulären Preis.
- Zwar können BNPL-Zahlungsarten auch Impulskäufe triggern – sie geben aber gerade auch ausreichend Spielraum für den Widerruf eines Kaufs, den man zwischenzeitlich bereut. Dank BNPL belasten widerrufene und retournierte Impulskäufe zu keinem Zeitpunkt die Liquidität von Verbraucher:innen.
Verbraucherschützer:innen warnen in diesem Kontext zwar vor möglichen Schuldenfallen. Man muss an dieser Stelle aber auch verstehen, dass seriöse BNPL-Anbieter grundsätzlich alles in ihrer Macht stehende tun, um nur liquiden Kund:innen Zugang zu ihren Bezahllösungen zu geben. Weil das Geschäftsmodell von BNPL-Zahlungslösungen nur nachhaltig funktioniert, wenn sich der Zahlungsanbieter keine wirtschaftlichen Problemfälle ins Haus holt, gegen die später mehr oder weniger aussichtslose Inkasso- oder Gerichtsverfahren angestrengt werden müssen.
Kurz: „Buy now, pay later“ kombiniert die Spontaneität und Häufigkeit, mit der Kund:innen Mode online einkaufen (und manchmal auch einkaufen müssen) mit einer entlastenden Flexibilität beim persönlichen Cash-Flow-Management.
D. Hohe Kaufabbruchquote beim Fashion-Shopping
Die Modebranche muss mit einer für den E-Commerce vergleichbar hohen Kaufabbruchrate kämpfen. Die Modeplattform FashionUnited schreibt dazu: „Im Jahr 2021 verzeichnete die Modebranche mit 88,57 Prozent die dritthöchste Kaufabbruchquote. Der Kauf von Damenoberbekleidung lag an der Spitze.“ (Quelle: FashionUnited – Wie Sie mit Buy Now, Pay Later Ihren Umsatz beim Onlineverkauf von Mode steigern können)
Nun gibt es viele verschiedene Gründe für einen Kaufabbruch beim Online-Shopping: Die Qualität der Produktbeschreibungen und -bilder, eine umständliche Shopper Journey, lange Ladezeiten, keine gute Mobile-Optimierung, nicht funktionierende Gutscheincodes u.v.m. An dieser Stelle wollen wir uns auf diejenigen Gründe fokussieren, die direkt mit BNPL-Zahlungslösungen zusammenhängen.
1. Die präferierte Zahlungsart fehlt
Wie bereits erwähnt gehört der Rechnungskauf zu den beliebtesten BNPL-Zahlungsarten in mehreren europäischen Ländern. Online-Shops, die in diesen Ländern erfolgreich sein wollen, sollten daher den Rechnungskauf in den Checkout integrieren – unabhängig davon, ob sie im Fashion-Bereich tätig sind.
Verschiedenste Studien haben in der Vergangenheit gezeigt, dass das Fehlen der präferierten Zahlungsart im Checkout einer der Hauptgründe für den Kaufabbruch in letzter Sekunde ist. Der Blog ShopAuskunft GmbH schreibt dazu: „Ist die vom Verbraucher bevorzugte Bezahloption nicht vorhanden, brechen 59 Prozent der Online-Shopper ihren Einkauf ab.“ Allerdings muss man ergänzend hierzu festhalten: „40 Prozent der Käufer [vertrauen] Onlineshops mehr […], wenn diese mehr als eine Zahlungsmethode anbieten.“
2. Versteckte Kosten werden zu spät offensichtlich
Laut der ShopAuskunft GmbH brechen 41 Prozent der Verbraucher:innen ihren Einkauf ab, wenn beim Bezahlprozess plötzlich zusätzliche Kosten ersichtlich werden, die während der bisherigen Shopper Journey nicht vorhersehbar waren. (Quelle: ShopAuskunft – Abbruchrate: Warum brechen Kunden einen Einkauf vorzeitig ab?)
Kurz: Eine BNPL-Lösung muss während der gesamten Shopper-Journey transparent sein. Wenn zusätzliche Gebühren oder auch die tatsächliche Höhe anfallender Zinsen (wie beim Ratenkauf) erst spät kommuniziert wird, ist dies ebenfalls Grund für einen Kaufabbruch.
3. Verfügbarkeit der Zahlungsarten abhängig von Bonität und Kundenstatus
Ähnlich enttäuscht sind viele Käufer:innen, wenn ein Online-Shop zunächst prominent mit einer bestimmten Zahlungsart wirbt, diese dann aber im Checkout aufgrund einer negativen Echtzeit-Risikoanalyse letztlich nicht angezeigt wird – oder als inaktive Zahlungsart ausgegraut dargestellt wird, mit dem Hinweis, diese Zahlungsart stünde zum Beispiel nur Bestandskund:innen zur Verfügung.
Eine solche Payment-Sackgasse ist gerade bei BNPL-Zahlungsarten zu erwarten, da sie für Händler:innen oder Zahlungsanbieter naturgemäß das größte wirtschaftliche Risiko bergen. Auch hier ist maximale Transparenz wichtig: Die Shopper:innen müssen von Anfang an wissen, welche Zahlungsarten ihnen unter welchen Bedingungen zur Verfügung stehen – oder eben nicht. Entsprechende frühzeitige prominente Hinweise dürfen auf keinen Fall fehlen.
4. Ein zu langwieriger Bezahlprozess
Jede Bezahllösung, nicht nur „Buy now, pay later“, sollte im Checkout grundsätzlich schlank gehalten sein: Sie muss mit nur wenigen Schritten und kurzen Ladezeiten zur erfolgreichen Bestellung führen. Dazu gehört auch eine performante Echtzeit-Risikoanalyse der eingegebenen Kundendaten.
Eine schlechte User Experience beim Bezahlprozess schmälert das Vertrauen der Shopper:innen oft schlagartig und führt noch im Checkout zum Abbruch des Einkaufs.
5. Abfrage zu vieler Kundendaten
Viele Shopper:innen geben nicht gerne persönliche Daten im Internet preis – vor allem, wenn es ums Bezahlen geht. Eine BNPL-Lösung sollte dies berücksichtigen, damit es letztlich zu keinem Kaufabbruch kommt. Dabei genügt oft schon die Angabe einer E-Mail-Adresse, anhand derer BNPL-Anbieter eine komplette Identitäts- und Risikoanalyse durchführen können.
6. Zu wenig Kaufbereitschaft oder Liquidität
In nicht wenigen Fällen ist überhaupt nicht der Online-Shop für einen Kaufabbruch verantwortlich, sondern die persönliche Motivation und wirtschaftliche Situation der Shopper:innen: Laut FashionUnited gaben bei einer Studie zum Kauf von Mode im Internet „58,6 Prozent der Verbraucher […] an, dass sie noch nicht zum Kauf bereit gewesen seien oder gerade nicht über die nötigen Mittel verfügt hätten.“
Auch hier helfen BNPL-Zahlungslösungen weiter: Wem nur temporär die Liquidität fehlt, kann mit den zeitversetzten Zahlungszielen eines Rechnungskaufs die für ihn passende Brücke zum nächsten Gehaltseingang schlagen.
Und sollte die Motivation für eine Bestellung aus anderen Gründen zu gering sein, könnte eine BNPL-Lösung die betreffenden Zweifel einfach ausräumen: Vor allem beim Modekauf kann man sich die meisten Fragen zu einem Produkt nach einer Sicht- und Anprobe selbst beantworten. Was also liegt näher, als sich die betreffende Ware kostenfrei und unverbindlich nach Hause schicken zu lassen und – wenn überhaupt – erst später zu bezahlen?
E. Noch mehr Kundenbindung dank White-Label-BNPL
Dass Online-Shops im Fashion-Bereich definitiv auf „Buy now, pay later“ angewiesen sind, sollte nach all dem Gesagten klar sein. Wer aber eine BNPL-Lösung in seinen Checkout integrieren will, steht als erstes vor der Entscheidung, ob er eine Inhouse-Lösung aufbauen oder die Zahlungsabwicklung an einen externen Zahlungsanbieter auslagern sollte.
Dass In-House-Lösungen monetär und personell enorm aufwändig (sowie stark risikobehaftet) sind und letztlich nicht das Niveau von externen Zahlungslösungen erreichen können, haben wir bereits in unserem Journal-Artikel „Mit „Buy now, pay later“ die Kauflaune ankurbeln“ erläutert. In aller Regel ist daher die Kooperation mit einem externen Zahlungsanbieter die bessere Wahl.
Wer aber auf einen externen Zahlungsanbieter setzt, steht erneut vor der Wahl, ob die BNPL-Lösung „branded“ oder „White-Label“ sein soll: Unter eine Branded-BNPL-Lösung versteht man eine vom Zahlungsanbieter unter seiner eigenen Marke bereitgestellte Zahlungsart, während White-Label-BNPL-Lösungen komplett so auftreten, als wären sie eine vom Online-Shop bereitgestellte Zahlungslösung. Die Vorteile von White-Label-BNPL-Lösungen lassen sich in der Regel so formulieren:
- Weniger Kaufabbrüche
- Höhere Bestellwerte
- Mehr Einkäufe pro Kund:in
- Bessere Bindung zu Bestandskund:innen
- Gewinn von mehr Neukund:innen
- Steigerung der Conversion
(Quelle: „Mit „Buy now, pay later“ die Kauflaune ankurbeln“)
Für Händler:innen ist es deshalb ratsam, sich unbedingt auch mit White-Label-BNPL-Lösungen auseinanderzusetzen, bevor man sich für die Integration einer BNPL-Lösung in seinen Checkout entscheidet.
F. Fazit
Wie wir gesehen haben, sind die ohnehin schon beliebten BNPL-Zahlungslösungen besonders für den Fashion-Bereich geeignet und werden dort auch von den meisten Verbraucher:innen erwartet. Dies gilt insbesondere für den Rechnungskauf, aber sicherlich auch für andere Finanzierungsmöglichkeiten wie den Ratenkauf oder vergleichbare Teilzahlungsoptionen mit konkreten Zahlungsplänen.
Denn im Kern geht es beim Einkauf von Mode darum, dass die Verbraucher:innen die Ware am liebsten in Kombination mit einer zeitversetzten, späteren Bezahlung bestellen. Und sobald solche zeitversetzten Bezahloptionen mit einem unkomplizierten Retourenmanagement kombiniert werden, profitieren die Shopper:innen von mehr Sicherheit und Flexibilität. Dies führt sowohl bei Händler:innen wie auch Verbraucher:innen zu einer eindeutigen Win-Win-Situation.